Donnerstag, 26. Juni 2014

Hoffen auf die zweite Ausbauwelle

Mit dem neuen EEG ist der Kurs für die Offshore-Windsparte abgesteckt. Um künftig politischen Rückenwind zu bekommen, steht die Branche unter dem Druck deutlicher Kostenreduktionen. Der wichtigste Gast der diesjährigen Windforce 2014 hatte sich namentlich nicht registriert, dennoch war sein Vorhandensein in den Bremen Messehallen spürbar: Ein vorsichtiger Optimismus ist in die Offshore-Windbranche, die in den vergangenen zwei Jahren hierzulande durch politische Turbulenzen arg gebeutelt wurde, zurückgekehrt. Investoren, Banken und die Windindustrie haben mittlerweile Klarheit über die künftigen Förderbedingungen für die Windkraftnutzung auf See gewonnen, die die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes mit sich bringt. „Unter dem Strich können wir mit den Regelungen zum größten Teil leben“, sagte stellvertretend Ronny Meyer, Geschäftsführer des Industrie-Netzwerkes WAB.e.V. Dass die Bundesregierung das Ausbauziel auf See bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent auf 15 000 MW gesenkt hat, bleibe aber nach wie vor der dickste Wermutstopfen der EEG-Reform. Ob damit allerdings das letzte Wort gesprochen ist, darauf wollten die wenigsten Windforce-Besucher wetten. Bis 2030 gebe es noch manche Bundestagswahl und Koalitionsverhandlungen. Außerdem werde die Branche in den nächsten Jahren „liefern“, so WAB-Geschäftsführer Meyer. „Wir werden zeigen, dass wir die Kilowattstunde Offshore-Windstrom wesentlich preiswerter als heute produzieren können.“ Davon hängt die Existenzberichtigung der Offshore-Windbranche tatsächlich ab, mahnte Klaus Töpfer in seiner Eröffnungsrede auf der Messe. Woran sich die Offshore-Wind-Protagonisten messen müssen, daran ließ der frühere CDU-Bundesumweltminister in Bremen keine Zweifel: „Mit dem Stauchungsmodell kommen wir beim Offshore-Windstrom derzeit auf Kosten von knapp 20 Cent pro Kilowattstunde, an Land liegen wir bei den Erzeugungskosten heute schon unter zehn Cent.“ Dass Meyer diese Zehn-Cent-Vorgabe für machbar hält, liegt in der Natur seiner Tätigkeit begründet: „Die Kosten sinken umso schneller, je mehr Projekte wir in nächster Zeit ans Netz bringen. Wir stehen erst am Anfang der Lernkurve.“ Deshalb ist es für ihn wichtig, dass es zu einer zweiten Ausbauwelle in Nord- und Ostsee ab 2016 kommt. Bis dahin dürfte in den deutschen Hochseegewässern rund 3 000 MW in Betrieb sein. Dazu wird auf jeden Fall das Meerwind-Projekt zählen. Dessen Investoren können, so war in Bremen zu hören, Anfang Juli mit ihrem verspäteten Netzanschluss rechnen – die 80 Siemens-Windmühlen sind alle längst errichtet. Außerdem vermeldete der Küstenfunk an der Weser, dass nach Inkrafttreten des neuen EEG Anfang August Vattenfall und die Stadtwerke München mit dem Projekt Sandbank ihr zweites gemeinsames Offshore-Vorhaben verkünden werden – eben ein Projekt für die zweite Aubauwelle. Auch das final close für den Offshore-Windpark MEG1, ein lang erwartetes Meerkraftwerk aus der insolvent gegangenen Windreich-Gruppe, scheint näherzurücken.

Bremerhaven sucht Teststandort für neue 8-MW-Anlage

Auf das entsprechende grüne Licht warten seit Monaten in Bremerhaven mit Areva Wind der mögliche Lieferant der Windturbinen sowie mit der Weserwind GmbH der Hersteller der Gründungsstrukturen – beiden Unternehmen fehlen derzeit Aufträge. Die Seestadt an der Unterweser, die sich in den vergangenen Jahren zum kleinen Mekka der deutschen Offshore-Windindustrie gemausert hat, setzt jedenfalls weiter auf die Windkraftnutzung auf See. Derzeit suchen die Verantwortlichen nach einem Standort für die 8-MW-Pilotanlage, die Areva gemeinsam mit dem spanischen Windturbinenhersteller Gamesa entwickelt. Ob dieser weltgrößte Offshore-Windpropeller, dessen Rotordurchmesser auf 180 m ausgelegt sein soll, wirklich in Bremerhaven gefertigt wird, steht auf einem anderen Blatt. In Frankreich plant Areva ein neues Produktionswerk in Le Havre, um ohne große Umwege die französischen Offshore-Windparkprojekte beliefern zu können. Erst jüngst hat der Staatskonzern zwei Ausschreibungen in Frankreich gewonnen, für deren Projekte die neue 8-MW-Maschine vorgesehen ist. Bis diese Propeller im Wasser stehen, dürfte längst entschieden sein, wie hierzulande das Ausschreibungsverfahren gestrickt sein wird, das ab 2020 das bisherige EEG-Festpreissystem ablösen soll. „Dass wir zum neuen Modell derzeit überhaupt keine Informationen haben, macht uns schon Bauchschmerzen“, sagt Rainer Heinsohn von der PNE Wind AG, einem der wichtigsten unabhängigen Projektentwickler für Offshore-Windparks in Deutschland. Angesichts der langjährigen Vorlaufzeiten für die maritimen Windfarmen, so der Unternehmenssprecher, müssten die Einzelheiten „am besten schon heute bekannt sein.“ Manfred Dittmer, Leiter Regulatory Affairs beim dänischen Konzern Dong Energy, appellierte deshalb in Bremen an die Offshore-Windbranche, die Lücke selber zu füllen: „Wie das Design für das Ausschreibungsverfahren ausfällt, liegt mit an uns. Deshalb sind wir gut beraten, in diesem Jahr noch erste Vorschläge zu präsentieren.“
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Juni 20, 2014
Ralf Köpke
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