Freitag, 20. Juni 2014

IGBCE: Energiewende mit den Beschäftigten der konventionellen Energiewirtschaft

Bild: Photocase.com, Markus Imorde
Bild: Photocase.com, Markus Imorde
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) warnt zusammen mit Konzernbetriebsräten vor weiterem Personalabbau
in der Energiewirtschaft und mahnt einen geordneten Strukturwandel hin zur Energiewende an.


„Wild-west“ herrsche auf energiewirtschaftlichen „Restmarkt“,
konstatiert der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis: Sparprogramme,
Personalabbau, unklare Rahmenbedingungen und fehlende Perspektive. Die
konventionelle Energiewirtschaft steckt im Dilemma.
Sie soll weiterhin die Verlässlichkeit der Energieversorgung
gewährleisten, gleichzeitig befindet sie sich angesichts der
Veränderungen durch die erneuerbaren Energien in einer Umbruchsituation.
Das bekommen die Mitarbeiter der traditionellen Konzerne
besonders zu spüren: Bei Eon, RWE und Vattenfall wird seit mehreren
Jahren ständig umstrukturiert und die Beschäftigtenzahl
reduziert. Der IGBCE-Chef hatte für den 18. Juni daher die
Betriebsratsvorsitzenden der Unternehmen zu einem Gespräch nach Berlin
eingeladen.
Darunter war auch Eberhard Schomberg, Vorsitzender des
Konzernbetriebsrates von Eon, ein Kollege von verdi. Allein im
vergangenen Jahr habe
Eon in Deutschland 12 430 Mitarbeiter verloren, womit sich die
Beschäftigtenzahl hierzulande um 30 % reduziert habe, berichtet er. Bis
zum Jahresende
werden weitere 6 000 Stellen abgebaut. „Und im nächsten Jahr drohen
durch die Zusammenlegung der Sparten Renewables und Generation weitere
Arbeitsplatzverluste“, so Schomburg. Der Abbau betreffe alle Einheiten,
nicht nur die Erzeugung.

Extreme Arbeitsverdichtung, aber keine klaren Konzepte

„Bei
RWE sind seit 2012 rund 3 900 Vollzeitstellen in der Erzeugung
weggefallen“, sagt der RWE-Betriebsratsvorsitzende Norbert Pohlmann. Mit
dem derzeitigen
Programm „Neo“ würden weitere 937 abgebaut. Das Sparprogramm sei noch in
der Umsetzung, da werde schon das nächste angekündigt,
berichtet Pohlmann. Der Betriebsratsvorsitzende spricht von einer
„extremen Arbeitsverdichtung“. Die wäre ja „noch tragbar“,
sagt er, wenn es wenigstens eine langfristige Perspektive gäbe.
Stattdessen würden aber die konventionellen Versorger „immer
stärker verteufelt“. Dabei stoße „die Unterstellung, dass wir uns nicht
an der Energiewende beteiligen wollen“, auf immer
stärkeren Widerstand in der Belegschaft. „Die Kollegen fühlen sich nicht
mehr vertreten, nicht von der Konzernleitung, aber
zum Teil auch nicht von den Medien“, so Pohlmann. Von der
Unternehmensspitze fordert er „klare Konzepte, statt nur Sparprogramme“. Der Eon-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Schomburg stellt klar: „Wir wollen die Energiewende mitgestalten und nicht ihr zum Opfer
fallen.“ Er wünscht sich, der Vorstand solle „die Kompetenzen des Unternehmens und der Mitarbeiter in den Vordergrund stellen
– auch gegenüber der Politik. Schomburg verweist dazu auf den notwendigen Rückbau der Kernkraftwerke und die Atommüllentsorgung,
wo sich Entwicklungsmöglichkeiten böten. Mitarbeiter, die konventionelle Kraftwerke steuern, könnten auch solche Funktionen
auch bei den Erneuerbaren erfüllen – „nur leider werden dafür nicht so viele gebraucht“, bedauert der Arbeitnehmervertreter.
Gegen Braunkohleausstieg, für Klimaschutz
„Wir
haben bereits 90 Prozent unserer Belegschaft verloren“, verdeutlicht
der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Vattenfall
Europa Mining, Rüdiger Siebers. „Im Unternehmen ist alles durchgestylt,
wir fahren mit Unterdeckung“. Kein Wunder, dass Siebers
ein „klares Bekenntnis“ der Politik zur systemischen Bedeutung der
konventionellen Erzeugung einfordert. Der Braunkohleanteil
von 25 % müsse mit Blick auf die Kosten und die Versorgungssicherheit
erhalten bleiben. Die Braunkohle dem Klimaschutz zu opfern,
lehnt er ab, ebenso wie IGBCE-Chef Vassiliadis. Er kritisiert die
Klimaschutz-Eckpunkte von Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks als „unscharf“ und insbesondere, dass die geplante
CO2-Minderung „Brennstoff bezogen gemacht“ werden solle. „Das
akzeptieren wir als Betroffene nicht“, so Vassiliadis, der gleichwohl
das von der Bundesregierung angepeilte 40-%-CO2-Minderungsziel
bis 2030 für „erreichbar“ hält. Politik wie Unternehmen seien
aufgefordert, gemeinsam für Stabilität und Sicherheit in der
Energiewirtschaft zu sorgen, mahnt
Vassiliadis. „Das gilt gleichermaßen für Fragen der Stromversorgung wie
für die Beschäftigungsentwicklung und die Marktchancen
der Anbieter konventioneller Energie.“ Bei der Frage, wie die großen
Unternehmen sich auf die Energiewende einstellen können,
vermisst der IGBCE-Vorsitzende auch Engagement im Management. So bestehe
beim Thema Speicher „sichtbar Innovations- und Investitionsbedarf“,
die Größenordnungen dafür seien enorm. Vassilliadis verlangt von der Politik einen „geordneten Strukturwandel, der soziale Verantwortung mit ökonomischer Vernunft
und ökologischer Effizienz verbindet“. Die Politik müsse ihre Ziele „in eine echte Rangfolge bringen“, so der IGBCE-Vorsitzende.
„Ein Ausstieg aus der Kernenergie führt zwangsläufig zu einem höheren CO2-Ausstoss, wenn die Potentiale der CO2-Minderung
beim Verkehr oder in Gebäudesanierung nicht genutzt werden.“ Um die notwendigen Kapazitäten der Steinkohle-Verstromung bei bestmöglicher Effizienz zu erhalten, schlägt die IGBCE unter
anderem vor, die heutigen Kraftwerke in eine nationale Steinkohle-Verstromungsunion einzubringen. Vassiliadis warnt zudem
davor, das Ziel von 25 % Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung durch zusätzliche EEG-Belastungen zu gefährden.
Der
vorstehende Beitrag wurde bereitgestellt von: E&M
powernews


Juni 18, 2014

Angelika
Nikionok-Ehrlich

Tel:
+49 8152 9311-0 Fax:
+49 8152 9311-22 info[
@]emvg.de© 2014

E&M
GmbH Alle Rechte vorbehalten


Der Post "IGBCE: Energiewende mit den Beschäftigten der konventionellen Energiewirtschaft" wurde eingestellt von Christoph Gold Marketing & Sales

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen