Pavilion will zudem ein Referenzpreissystem für LNG in Südostasien
schaffen, das mehr Transparenz bringen soll. Bisher liegen die
LNG-Preise in Asien sechs Mal so hoch wie in Nordamerika. Mit einem
Referenzsystem lassen sich die Preise zwar nicht unbedingt schnell
senken, Seah hofft aber, mittelfristig über mehr Wettbewerb fairere
Konditionen zu erreichen.
Der asiatische Stadtstaat
Singapur will zum Drehkreuz für die Belieferung Asiens mit verflüssigtem
Erdgas werden. Für die Finanzmärkte ist Singapur längst einer der
bedeutendsten Handelsplätze, eine Art Schweiz Südostasiens. Der
Stadtstaat bietet ferner einen der größten Container-Häfen der Welt, wo
der Ölhandel eine bedeutende Rolle spielt, und strebt nun auch im Handel
mit verflüssigtem Erdgas (LNG − Liquified Natural Gas) nach einer
Top-Position.
Ein paar Monate nachdem Premierminister Lee Hsieng
Loong Ende Februar das erste große LNG-Terminal Singapurs auf der Insel
Jurong eröffnet hatte, beginnt bereits die Planung für eine zweite,
mindestens ebenso große Anlage zum Umschlag von LNG. Denn es lässt sich
jetzt schon absehen, dass die heutige Kapazität von 6 Mio. t LNG im Jahr
nicht lange ausreicht.
Zwar braucht Singapur für die Deckung
seines eigenen Bedarfs nur ein gutes Drittel der Kapazität − obwohl der
Stadtstaat mehr als 90 Prozent des benötigten Stroms aus Gas produziert.
Der Plan ist aber, logistisches Drehkreuz für den LNG-Handel in Asien
zu werden.
In Fernost fehlt es noch weitgehend an der
Infrastruktur für Erdgas. Die in der Association of South East Asian
Nations (ASEAN) zusammengeschlossenen acht Staaten Brunei, Indonesien,
Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam reden
zwar schon seit langem über eine Trans-Asean-Gas-Pipeline (TAGP). Doch
das Projekt, Gasreserven und großen Verbrauchszentren in Südostasien zu
verbinden, steckt immer noch in den Anfängen und könnte Utopie bleiben −
gescheitert am fehlenden politischen Willen und am akuten Geldmangel.
Anderseits steigt der Gasbedarf in Asien steil an, nicht zuletzt nach
dem Desaster im japanischen Kernkraftwerk Fukushima 2011. Japan ist
inzwischen nach Südkorea der zweitgrößte LNG-Importeur in Asien.
Konzerne verlagern LNG-Aktivitäten
In dieser Marktlage trifft
Singapur mit seinen Plänen für einen LNG-Umschlagplatz genau den Kern
des Bedarfs. Mehr als 25 internationale LNG-Gesellschaften, teils reine
Handelsunternehmen, teils große Konzerne wie Shell oder die britische
BG-Gruppe, haben deshalb in dem Stadtstaat ihr LNG-Geschäft
konzentriert. Steve Hill, Präsident der LNG-Sparte bei BG, begründet die
Verlegung der LNG-Zentrale von Großbritannien nach Singapur mit dem
Wunsch, in der Nähe der wichtigsten Kunden zu sein, dort, wo „das Herz
des globalen LNG-Handels schlägt“. BG hat die ersten 3 Mio. t LNG an
Singapur geliefert und noch einen Kontrakt über zehn Jahre, den Hill
möglichst erweitern möchte.
Ein wichtige Rolle dabei spielt
Pavilion Energy, die LNG-Tochter der staatlichen Investmentgruppe
Temasek-Holdings. Pavilion-Vorstandschef Seah Moon Ming hat nicht nur
die Logistik und den Handel mit LNG in Singapur im Visier, sondern auch
die Sicherung von LNG-Ressourcen. Pavilion hat deshalb Anteile an der
US-Schiefergasförderer Chesapeake Energy und an Kunlun Energy, der
chinesischen Gas-Explorations- und Fördergesellschaft gekauft. Für
Partnerschaften blickt Seah nach Japan, Südkorea und Taiwan.
Die
Temasek-Tochter ist nicht der einzige lokale LNG-Champion. Keppel
Industries, einer der weltweit führenden Spezialisten für
Offshore-Öl-Plattformen und Fördergerät, hat begonnen, auf seiner Werft
in Singapur einen LNG-Tanker zur schwimmenden Verflüssigungs-Anlage
umzubauen. Gelingt das, ließen sich mindestens 25 Prozent der Kosten in
der kompletten LNG-Produktionskette einsparen.
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powernews
August 18, 2014
Katharina
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