Donnerstag, 28. August 2014

Die Gießkanne ist die falsche Botschaft


Bild: Fotolia.com, Do Ra
Wer es noch nicht weiß: Der Erfolg der Energiewende hängt ganz maßgeblich von den Stromnetzen ab. Im besonderen Maße von den Verteilnetzen, die rund 90 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien aufnehmen. Da passt es doch, dass die Bundesministerien für Wirtschaft und Energie sowie für Bildung und Forschung im August gemeinsam die Forschungsinitiative „Zukunftsfähige Stromnetze“ gestartet haben; 157 Millionen Euro geben sie dafür aus. Es war im Detail nicht zu erfahren, was davon in die Höchstspannungsebene fließt und was in die Verteilnetze. Jedenfalls erwähnen die Ministerien in ihrer Pressemitteilung zur Forschungsinitiative: „Neue Anforderungen ergeben sich zum Beispiel daraus, dass die dezentrale Erzeugung und die Verbrauchsschwerpunkte geografisch sehr weit auseinander liegen können. Neue Übertragungstechniken wie die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ; die Red.) können hier Abhilfe schaffen.“ Das ist wahr und bedarf keiner Forschung mehr. HGÜ-Leitungen kann man von der Stange kaufen, das einzige Problem dabei sind die Widerstände der Bevölkerung beim Bau solcher Trassen.
Es ist also zu hoffen, dass möglichst viel von den 157 Millionen für die Weiterentwicklung von intelligenten Verteilnetzen ausgegeben werden. Die Forschungsinitiative der beiden Ministerien hat eine Laufzeit von fünf Jahren und berücksichtigt mit den 157 Millionen Euro 83 Vorhaben: Sind 1,89 Millionen Euro pro Vorhaben. Die 83 Vorhaben verteilen sich auf 300 Hochschulinstitute und Forschungseinrichtungen sowie 400 Unternehmen, „davon 160 kleine und mittlere Unternehmen (KMU)“, wie die Ministerien verlautbaren, und bei allen sei „die Förderinitiative auf großes Interesse gestoßen“. 700 Beteiligte teilen sich die 157 Millionen, im Schnitt erhält jeder 224 285, 714 Euro. Verteilt auf fünf Jahre sind das jährlich 44 857,142 Euro pro Teilnehmer.
700 Teilnehmer! „Wer koordiniert am Ende die einzelnen Ergebnisse“, war die Frage von E&M an das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Antwort: „Über einen eigenen Internetauftritt zur Initiative „Zukunftsfähige Stromnetze“ präsentiert die Bundesregierung aktuelle Forschungsergebnisse. Es sind regelmäßig Statusseminare mit den geförderten Einrichtungen geplant. Vor allem die Universitäten und Forschungseinrichtungen werden wissenschaftlich publizieren. Die Projektergebnisse werden über Zwischen- und Schlussberichte dokumentiert.“ Wer sich die Mühe machen will: Weitere Informationen sind zu finden unter http://forschung-stromnetze.info/. Im Augenblick gibt es nur die Information, dass ab Ende des Jahres ausführlich berichtet wird.
Und man fragt sich nach dem Nutzen dieser Initiative, die einmal Forschungs- und dann wieder Förderinitiative heißt. Egal: Ob gefördert oder geforscht, der Nutzen dieser Gießkanne ist für die erforderliche Ertüchtigung der Verteilnetze zweifelhaft. Es liegt nicht am Mangel wissenschaftlicher (und wirtschaftlicher) Erkenntnisse, dass zu wenig in intelligente Netze investiert wird, sondern an den regulatorischen Rahmenbedingungen. Die zu verändern kostet kein Geld, sondern nur Geist.
Wir brauchen nicht in fünf Jahren neue Erkenntnisse, sondern wir benötigen jetzt neue Anreize für Investitionen, damit die vorhandenen Erkenntnisse zu praktischen Erfahrungen werden.


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E&M powernews

August 22, 2014

Helmut Sendner

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