Mittwoch, 18. Februar 2015

Auch Agora warnt vor Scheitern des Emissionshandels

Bild: Fotolia.com, arahan  

Die Agora Energiewende beleuchtet in einer aktuellen Studie die aktuellen Vorschläge zur Reform des Europäischen Emissionshandelssystems (ETS). Ohne beherzte Reform werde dieses Klimaschutzinstrument dauerhaft scheitern, so die Analyse. Die Agora kommt zu ähnlichen Ergebnissen wie andere Untersuchungen: Nur die schnelle Einführung einer Marktstabilitätsreserve kann demnach die CO2-Preise mittelfristig stützen. Dennoch sind bis 2020 zusätzliche nationale Klimaschutzinstrumente nötig. „Ohne eine schnell wirkende Reform ist der Emissionshandel als Instrument der europäischen Klimapolitik tot“, stellen die Autoren klar. Denn derzeit sammeln sich Jahr für Jahr immer mehr überflüssige CO2-Zertifikate an; die bereits heute einem zusätzlichen CO2-Ausstoß von 2,5 Mrd. t entsprächen. Das sei die dreifache Menge der deutschen CO2-Emissionen, heißt es dazu in der mit Hilfe der britischen Organisation Sandbag erstellten Analyse, die am 11. Februar veröffentlicht wurde. Ohne ein Eingreifen werde sich der Zertifikate-Überschuss bis 2020 auf etwa 3,8 Mrd. t erhöhen und auch bis 2030 nicht unter 3,4 Mrd. t sinken. „Bei einem solchen Überschuss liegen die Preise für Emissionsrechte dauerhaft auf einem Niveau von unter fünf Euro pro Tonne. Das ist viel zu niedrig, um Investitionen in emissionsarme Technologien auszulösen“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Ähnliche Aussagen finden sich in einer bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie von WWF/Öko-Institut wie auch beim DIW. Der federführende Umweltausschuss des EU-Parlaments will am 24. Februar über eine Reform des Zertifikatehandels abstimmen. Im Wirtschaftsausschuss hatte es dazu keine Einigung gegeben. Dabei geht es vor allem um die Einführung einer so genannten Marktstabilitätsreserve (MSR), mit der die Menge der überschüssigen Zertifikate am Markt aktiv gesteuert werden soll. Ziel dabei ist, den Preis für die Emissionsrechte so zu beeinflussen, dass sich Investitionen in klimaschützende Technologien lohnen. Offen sind jedoch noch Ober- und Untergrenze der Zertifikatemengen wie auch der Zeitpunkt, wann die MSR gelten werden soll. Zur Debatte steht zudem, ob die im vergangenen Jahr bereits im Rahmen des „Backloading“ zurückgestellten 900 Mio. Emissionsberechtigungen dauerhaft aus dem Markt genommen werden oder ab 2020 wieder angeboten werden sollen. Die Bundesregierung ist dafür, die Marktstabilitätsreserve ab 2017 einzuführen und die Backloading-Zertifikate darin einzubringen. „Dieser Vorschlag wird mittelfristig Wirkung entfalten“, sagt Agora Energiewende-Direktor Graichen. Damit könnten laut der Analyse die Überschüsse bis etwa 2027 soweit reduziert werden, dass sich der CO2-Preis durch Vorzieheffekte bereits ab 2022 langsam wieder erholen würde. Graichen konstatiert aber auch: „Allerdings ist das zu spät, um zu dem deutschen Klimaschutzziel von minus 40 Prozent weniger Treibhausgasausstoß bis 2020 beizutragen. Das 40-Prozent-Klimaschutzziel kann nur erreicht werden, wenn zumindest bis 2020 der EU-Emissionshandel durch nationale Klimaschutzinstrumente ergänzt wird.“ Das Hintergrundpapier „Die Rolle des Emissionshandels in der Energiewende: Perspektiven und Grenzen der aktuellen Reformvorschläge“ ist abrufbar unter www.agora-energiewende.de

Der vorstehende Beitrag zum Thema Scheitern des Emissionshandels wurde bereitgestellt von:

Energie & Management

Februar 11, 2015

Angelika Nikionok-Ehrlich

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