In dem Schreiben soll Gabriel an Löfven appelliert haben, Einfluss auf den staatlichen schwedischen Stromkonzern Vattenfall auszuüben, meldete die Financial Times (FT) am 24. November. Ziel sei es, die Ausbaupläne für den Braunkohle-Tagebau in Brandenburg und Sachsen nicht in der Schublade verschwinden zu lassen. Die Braunkohle-Verstromung müsse neu belebt werden, statt die Abbaubetriebe und die Kraftwerke zu verkaufen. Andernfalls gebe es, so Gabriel, „sehr ernsthafte Folgen für die Stromversorgung und die Arbeitsplätze“. Das Ganze sei für Gabriel ein wichtiges persönliches Anliegen und er wäre dankbar, wenn Löfven seinen Einfluss entsprechend ausüben würde, schreibt die FT.

Der Vorgang veranlasste die Wirtschaftszeitung zu einem bissigen Kommentar über die wachsende „Absurdität der deutschen Energiepolitik“. Aufgrund des hohen Anteils volatiler erneuerbarer Energien sei die absurde Situation entstanden, dass Deutschlands Stromversorgung nicht mehr sicher sei. Ausgerechnet im Land der heftig propagierten Energiewende müsse nun zunehmend Strom aus Kohlekraftwerken für die Deckung des Energiebedarfs bereitgestellt werden. Zudem müssten deutsche Haushalte mehr als zwei Mal so viel für ihren Strom bezahlen wie Privatkunden in den USA. Durch den Anstieg der Strompreise um 30 Prozent in den vergangenen vier Jahren drohe die deutsche Industrie ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Dies sei gefährlich zumal Deutschland in diesem Herbst gerade noch so eben an einer Rezession vorbei geschlittert sei. Ein Patentrezept sieht allerdings die FT auch nicht. Denn eine Abkehr vom Beschluss aus der Kernenergie auszusteigen, brächte zwar bezahlbaren sauberen Strom, wäre aber in Deutschland politisch wohl nicht durchzusetzen. Bis 2050, wenn die Energiewende abgeschlossen sein soll, seien von und in Deutschland deshalb zugleich hauptsächlich höhere Emissionen und höhere Preise zu erwarten.

Ende Oktober hatte Vattenfall-Chef Magnus Hall bei der Präsentation der Neun-Monats-Bilanz angekündigt, die Braunkohle-Aktivitäten in Deutschland verkaufen zu wollen. Das Unternehmen hat sich auch auf Drängen der Mitte-Links-Regierung in Stockholm der konsequenten Emissionsreduktion verpflichtet und will diese Konzernstrategie auch umsetzen.