Montag, 9. März 2015

Rücken Areva und EDF näher zusammen?

Bild: Fotolia.com, bluedesign

Paris sucht Partner für den angeschlagenen Kernkraftwerksbauer Areva. Das staatlich kontrollierte Unternehmen musste einen Verlust von 4,8 Mrd. Euro für das Jahr 2014 hinnehmen.Jedoch leidet Paris ebenfalls unter der Ebbe in der Staatskasse und schielt deshalb auf den Stromkonzern EDF, an dem der Staat ebenfalls mehrheitlich beteiligt ist. Als größter Kunde von Areva könnte EDF helfen: Sei es durch vorgezogene Zahlungen oder sichere neue Aufträge wie jenen für das britische Kernkraftwerk Hinkley Point, das die britische EDF-Tochter zu bauen plant − allerdings nicht allein. Die chinesischen Partner sind interessiert, wollen aber dann auch wenigstens einen Teil der Ausrüstung liefern und später weitere Kernkraftwerke in Europa bauen, vor allem in Großbritannien. Damit bekäme Areva Konkurrenz direkt vor der eigenen Haustür.

Dieser Lösung ist der neue EDF-Chef Jean-Bernard Levy aber ebenso abgeneigt wie gegenüber einer direkten Kapitalbeteiligung. Er hat just betont, bei den Gesprächen mit Areva gehe es nur um mehr Effizienz und eine bessere Kooperation. Dem stimmte Philippe Knoche zwar vorerst zu. Der Kollege von Levy an der Spitze von Areva betonte jedoch, vorrangig sei es, mit EDF zusammen zu arbeiten. Gespräche über eine Kapitalbeteiligung könnten dann später folgen. Seit die frühere Vorstandschefin Anne Lauvergeon vor vier Jahren ihren Posten bei Areva räumen musste, hat die Gruppe insgesamt bisher 8 Mrd. Euro Schulden aufgehäuft. Deshalb wächst die Kritik an ihrer Strategie. Lauvergeon leitete den Konzern zehn Jahre lang und baute das Unternehmen soweit aus, dass es die gesamte Wertschöpfungskette vom Uranbergbau über den Reaktorbau bis hin zur Herstellung und Aufbereitung von Kernbrennstäben anbieten konnte. Das erste und bisher einzige Projekt dieser Art, hat sich für Areva als fast tödlich erwiesen. Denn in Finnland brachte der neu entwickelte erste „Druckwasserreaktor der neuen Generation“ nur Probleme. Er kostet mit 8 Mrd. Euro gut drei Mal so viel wie ursprünglich von Areva veranschlagt, die Fertigstellung ist zwölf Jahre verzögert und seit 2003 musste der Staatskonzern bereits 5 Mrd. Euro Regress zahlen.
Ein weiterer Schlag kam für Areva durch die Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima. Mit der Abkehr von der Kernenergie in vielen Ländern Westeuropas brach für Areva der Markt weitgehend zusammen.
Statt wie bisher Projekte zu planen, soll sich der französische Kernkraftwerksbauer jetzt auf die Kernaktivitäten besinnen, für die sie bei der Gründung 2001 vorgesehen war: den Brennstoff und das Engineering für die EDF-Kernkraftwerke bereitzustellen und zu sichern. Knoche und der neu installierte Areva-Aufsichtsratschef Philippe Varin haben ihren Plan zur Rettung des Unternehmens zwar im Detail noch nicht veröffentlicht, ein Stellenabbau ist jedoch nicht ausgeschlossen. Daher stehen Verhandlungen mit den Gewerkschaften an.

Der vorstehende Beitrag zum Thema Rücken Areva und EDF näher zusammen? wurde bereitgestellt von:

Energie & Management

März 06, 2015

Katharina Otzen

Tel: +49 8152 9311-0

Fax: +49 8152 9311-22

info[ @]emvg.de© 2014

E&M GmbH Alle Rechte vorbehalten




Energie & Management

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen