Samstag, 7. März 2015

Londons Widerstand gegen RWE-Dea-Verkauf


Bild: Fotolia.com, daboost


Die britische Regierung bleibt bei ihrem Einspruch gegen den Verkauf von RWE Dea an LetterOne – die russischen Käufer wollen dagegen klagen.Der britische Energieminister Ed Davey besteht nach wie vor auf einer „sauberen” Lösung für die Veräußerung der bis dato zum deutschen Energiekonzern RWE gehörenden Gasfelder von RWE Dea in der britischen Nordsee an den russischen Industriellen Mikhail Fridman und seine LetterOne-Gruppe.

Der RWE-Konzern hatte seine Hamburger Öl- und Gasproduktionstochter Dea bereits Mitte Januar vergangenen Jahres verkauft. Doch der Deal brauchte die Zustimmung der Brüsseler Wettbewerbshüter ebenso wie jene der betroffenen Länder. Ungeachtet der wegen der Annektierung der Krim und des Konflikt in der Ukraine verhängten Sanktionen vieler westlicher Länder gegen Russland, gaben Brüssel und mehrere europäische Staaten grünes Licht für den Verkauf − alle bis auf die Briten. Während RWE am 1. März stolz verkündete, der Deal mit LetterOne sei „endgültig abgeschlossen“, beharrt der britische Energieminister darauf, dass seine Bedenken keineswegs ausgeräumt seien. Das Ministerium habe den Verkauf der zwölf Öl- und Gas-Felder von RWE Dea in der britischen Nordsee geprüft und sehe Gefahr für die heimische Öl- und Gas-Produktion wegen der Sanktionen gegen Fridman und die LetterOne-Gruppe.
Davey hat deshalb beiden Parteien, sowohl LetterOne wie RWE, mitgeteilt, dass er für den Fall, dass ihr Deal trotzdem über die Bühne geht, auf der Herauslösung und dem Weiterverkauf der britischen Öl- und Gasfelder an eine dritte Partei besteht. Dagegen will Fridman nun klagen. Der Industrielle hatte offenbar geglaubt, mit der Anwerbung von Lord John Browne für Akzeptanz in Großbritannien sorgen zu können. Der frühere BP-Chef soll die frisch gegründete LetterOne Energy als Aufsichtsrats- und Vorstandschef leiten. Browne verzichtet dafür auf seine bisherigen Ämter − den Chefsessel bei der US-amerikanischen Investmentgruppe Riverstone und den Aufsichtsratsvorsitz beim britischen Schiefergasunternehmen Cuadrilla. Früherer BP-Chef Brown soll Unternehmen führen

Der Energiemanager soll für LetterOne Energy eine stolze Kapitalausstattung von umgerechnet mehr als 6 Mrd. Euro bekommen. Browne denkt auch schon laut darüber nach, was er alles kaufen will − Schiefergasunternehmen in Nordamerika sowie zusätzliche Anteile überall dort, wo sich Aktivitäten von RWE Dea aufstocken lassen. Er geht davon aus, dass die komplette bisherige RWE-Tochter in sein neues Unternehmen kommt.

Doch in Großbritannien löst die Berufung Brownes nicht nur Begeisterung aus. Einige Medien erinnern daran, dass er BP das russische Abenteuer eingebrockt hat, mit dessen Folgen seine Nachfolger heute noch zu kämpfen haben. Die 20-Prozent-Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft ist nach Ansicht der Kritiker inzwischen eher ein Klotz am Bein als ein Goldesel. Mit Fridman geriet Browne während seiner Zeit bei BP immer wieder heftig aneinander − die neue Zusammenarbeit verwundert daher so manche. Für den Aufbau eines neuen Energieimperiums für LetterOne mag der in Hamburg geborene Manager zwar reichlich Mittel zur Verfügung haben − aber zum Kaufen und Verkaufen gehören immer zwei. Wie sich am Beispiel der Öl- und Gasfelder in der britischen Nordsee zeigt, kann das für russische Industrielle derzeit eine hohe Klippe sein. Großbritannien ist das erste westliche Land, das in eine solche Unternehmenstransaktion eingreift. Der Londoner Präzedenzfall könnte Schule machen.

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März 02, 2015
Katharina Otzen
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