Von der Aufbruchstimmung für die Energiewende, die nach dem Fukushima-Gau im politischen Berlin zu spüren war, ist immer weniger zu spüren. Die Bedenkenträger gewinnen zunehmend die Oberhand.

Vor gut drei Jahren erlebte auch die Ökostrombranche ihren letzten nennenswerten Aufschwung. Nach der Reaktorkatastrophe in Japan sind eine Reihe von Grünstromanbietern regelrecht überrannt worden. Seitdem dümpelt der Markt dahin, die Wachstumsstory fehlt. Mit dem politisch vollzogenen Atomausstieg ist vielen Anbietern das kardinale Wechselargument, mit Ökostrombezug den Atomausstieg in den eigenen vier Wänden zu vollziehen, abhanden gekommen. Das zeigen auch die Ergebnisse der mittlerweile 10. E&M-Ökostromumfrage, mit der Energie & Management ein kleines Jubiläum feiert. Dass ein Branchenmagazin mit einer eigenen Umfrage gerade in einer so gewichtigen Branche wie der Energiewirtschaft einen Maßstab setzt, kommt nicht alle Tage vor.

Die von E&M dokumentierte Marktstagnation passt in die dahindümpelnde Energiewende. Blassgrün ist angesagt. Das zeigt auch ein Blick in die Top 10 der größten Grünstromanbieter. Dass mit ExtraEnergie, eprimo und Stromio gleich drei Discounter zu den Unternehmen mit den meisten Privatkunden zählen, zeigt, dass für das Gros der Verbraucher einzig und allein der Preis zählt. Um so etwas wie zusätzliche Dienstleistungen (Bau neuer Ökokraftwerke, Speicher oder Fördeprogrammen) schert sich die Mehrzahl der Kunden nicht, ihnen reicht ihr beruhigtes grünes Gewissen zum kleinen Preis. Der Erfolg der Discounter sollte den Unternehmen zu denken geben, die auf ökologischen (Zusatz)-Nutzen ihrer Stromprodukte setzen. Dieser Fokus wird, wie es aussieht, vom Gros der Stromkunden nicht goutiert.

Es ist müßig, eine neue Diskussion anzuzetteln, was guter und was schlechter Ökostrom ist. Der potenzielle Schiedsrichter, der Staat, hat kein Interesse, diese Frage zu entscheiden. Ohnehin tut sich das politische Berlin schwer, die private und gewerbliche Ökostromnutzung zu forcieren. Dass es in diesem Segment sechs Millionen Kunden gibt, interessiert weder Fraktionen noch Ministerien an der Spree. Das Desinteresse an der Weiterentwicklung ist eklatant. Dazu zählt auch die längst überfällige Reform der Stromkennzeichnung. Die bisherige Fassung gaukelt den Verbrauchern vor, dass ihr Stromlieferant immer grüner wird – obgleich die meisten Unternehmen nur mit angezogener Handbremse in eigene erneuerbare Erzeugungsanlagen investieren.

Allerdings, von dieser EEG-Reform geht politisch gewollt kein Aufbruchsignal für eine dynamischere Energiewende aus. Das schlägt auch auf den Ökostrommarkt durch. Letztlich werden irgendwann und irgendwie der ominöse Markt und der vielzitierte mündige Verbraucher darüber entscheiden, wie künftig das Ökostromgeschäft hierzulande weiterläuft. Die E&M-Ökostromumfrage haben in den Vorjahren schon positivere Signale ausgestrahlt als die diesjährige Erhebung.