Freitag, 28. November 2014

Goodbye für unseren Lifestyle?

Bild: Fotolia.com, Nicole Effinger

Auch die Internationale Energieagentur fordert eine Verstärkung der Klimaschutzbemühungen. Um das Zwei-Grad-Ziel für die Begrenzung der Erderwärmung einhalten zu könnten, müsste die Menschheit sich bis 2100 auf ein Budget von 2 300 Gigatonnen CO2-Emissionen beschränken. Daran erinnerte Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA), bei der Vorstellung des World Energy Outlook 2014 in Berlin. Schon im Zeitraum 1900 bis 2012 sei davon die Hälfte bereits verbraucht worden, und ohne mehr Anstrengungen zum Klimaschutz sei „bis zum Jahr 2040 alles weg“. Ab 2041 müssten dann die Emissionen gleich null sein. „Ich glaube, Paris ist unsere letzte Chance“, sagte er im Vorgriff auf den übernächsten UN-Klimagipfel, „sonst müssen wir unserem gewohnten Lifestyle Goodbye sagen“. Nach den Klimaschutzzusagen aus den USA und China sei er jedoch optimistisch für die Klimaverhandlungen in einem Jahr. Es werde sehr schwierig für andere Länder, sich dieser Koalition zu entziehen. Bis 2040 müssten die Investitionen in Low-Carbon-Technologien vervierfacht werden. „Es ist eine weitsichtige Politik notwendig, um das weltweite Energiesystem auf einen sicheren Weg zu bringen.“ Wir müssten uns von dem Mythos verabschieden, dass eine Fixierung per Vertrag die Lösung sein könnte, meint Felix Christian Matthes vom Öko-Institut. Wie das Beispiel Australien mit seiner Abschaffung der Klimaschutzsteuer zeige, gebe es keine rechtliche Bindung. Auch Matthes wertet Chinas Zusicherung positiv. Dort bestehe der Wille, die Dinge zu gestalten. „Ein gemanagter Strukturwandel wird als größte Quelle für CO2-Minderungen gesehen.“ Im Wesentlichen sieht auch Urban Rid, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dies so. Wichtiger als eine Unterschrift sei der Wille Chinas zum Umsteuern.

Bundesregierung will Klimaschutz durch mehr Effizienz

Umsteuern wolle auch die Bundesregierung. „Wir haben 20 Jahre zu wenig getan bei der Energieeffizienz.“ Einer der Schwerpunkte der Effizienzbemühungen werde der Gebäudebereich sein, der mit neuen, marktwirtschaftlichen Instrumenten vorangebracht werden solle. „Nullachtfünfzehn-Beratung reicht nicht.“ Die steuerliche Abschreibungsmöglichkeit für energetische Sanierungen sei erklärtes Ziel. „Die Finanzierungsmöglichkeit steht noch nicht“, so Rid weiter. Der Emissionshandel allein „wird es nicht richten“. Es müsse Fortschritte bei der Energieeffizienz geben. „Energieeffizienz wird darüber entscheiden, wer im Weltmarktmaßstab wettbewerbsfähig ist.“ Klimaschutz sei kein richtig wichtiges Thema für Investoren, warf Armin Sandhövel von der Allianz Global Investors Europe ein. Ein Grund dafür sei, dass die für Finanzinvestoren wichtigen Fragen zu wenig diskutiert würden. Einen Mangel an Finanzmitteln sieht er aber nicht: „Es ist genug Geld in der Welt.“ Dass der CO2-Preis durch eine Reform auf eine Höhe gebracht werden muss, „die Signale setzt“, wie Birol anmerkte, steht auch für Gregor Pett von Eon Global Commodities außer Frage. Die Reparatur des Emissionshandelssystems sei essentiell. Doch wie soll es gehen? Matthes ist überzeugt, dass, selbst wenn seine Vorstellungen von einer Reparatur umgesetzt würden, wir „erst Ende der 2020er Jahre Signale“ bekommen würden. „Eine nachhaltige ökonomische Basis eines Energiesystems wird aus anderen Elementen bestehen müssen.“ Auch das künftige Strommarktdesign in Deutschland spiele eine Rolle. Dabei gehe es nicht nur darum zu klären, ob die Politik Preisspitzen aushalte, sondern auch darum, ob Preisspitzen in notwendiger Höhe überhaupt entstünden. In Texas lege der Regulierer noch etwas auf den Marktpreis drauf, um Investitionen überhaupt anreizen zu können. Es müsse diskutiert werden, wie der Strukturwandel gestaltet werden könne. „Kann man den Umbau managen, auch mit Desinvestitionen? Oder kann man Märkte so gestalten, dass Unsicherheiten ein Stück weit herausgenommen werden? CO2-Preis und Energiebepreisung allein reichen nicht“, erklärte Matthes.

Der vorstehende Beitrag zum Thema Klimaschutz  wurde bereitgestellt von:

Energie & Management

November 19, 2014

Helga Bodenstab

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