Die Lobbyisten der mehr als 30 000 Firmen mit 4 Mio. Arbeitsplätzen appellierten am 16. September in Brüssel an die Staats- und Regierungschefs der EU, die Wettbewerbsfähigkeit der Stahl-, Zement- und anderer Industrien nicht durch überzogene Anforderungen zu beschädigen. Dazu gehöre insbesondere der Vorschlag der Kommission, die Zahl der Emissionsrechte zu verknappen und den energieintensiven Branchen nur noch ein Viertel ihrer bisherigen Emissionsrechte gratis zuzuteilen. Dadurch würden die Kosten der im internationalen Wettbewerb stehenden Unternehmen nach 2020 dramatisch ansteigen. Es sei nicht ausreichend, erst zu einem späteren Zeitpunkt darüber nachzudenken, wie die Abwanderung solcher Firmen („carbon leakage“) verhindert werden könne.

Das Bündnis aus 15 Spitzenverbänden erinnert daran, dass die Staats- und Regierungschefs solche Maßnahmen bereits im März verlangt hätten. Die von der Kommission vorgelegte Reform des Europäischen Emissionshandels (ETS) führen nach Ansicht der Verbände zu einem drastischen Anstieg des CO2-Preises und der Strompreise. Stahl könne dann in der EU nicht mehr mit Gewinn hergestellt werden, sagte der Sprecher von Eurofer, Axel Eggert. Die Pläne der Kommission widersprächen auch der Forderung des Europäischen Parlamentes, dass die Reform des ETS und anderer klimapolitischer Maßnahmen nicht zu Kostensteigerungen für die effizientesten Betriebe führen dürften.

Die Verbände verlangen, dass die nach den EU-Maßstäben („benchmarks“) besten Anlagen auch nach 2020 „alle Emissionsrechte“ gratis erhalten, einschließlich möglicher Produktionssteigerungen. Höhere Energiepreise, die durch klimapolitische Maßnahmen verursacht würden, müssten im vollen Umfang ausgeglichen werden. Die geplante „Stabilitätsreserve“, mit der die Kommission den CO2-Preis stärken will, dürfe nur mit Blick auf diese Maßnahmen eingesetzt werden. Das jedenfalls soll solange gelten, wie kein verbindliches, internationales Klimaabkommen vorliegt.