Donnerstag, 22. Januar 2015

Konsortium verliert Sellafield-Kontrakt

 

Bild: Fotolia.com, daboost 
Die liberal-konservative britische Regierungskoalition hat dem Konsortium Nuclear Management Partners (NMP) den Auftrag für die Aufräumarbeiten am englischen Nuklearkomplex Sellafield mit sofortiger Wirkung entzogen. Die französische Areva-Gruppe, die britische Amec Foster Wheeler und die US-amerikanische URS haben als Konsortium NMP seit 2009 an dem 9 Mrd. Pfund, umgerechnet 11,6 Mrd. Euro, schweren Auftrag für die Aufräumarbeiten in Sellafield gearbeitet. 2013 hatte NMP noch eine Auftragsverlängerung um fünf weitere Jahre bekommen. Nun sieht es jedoch Energieminister Ed Davey als Fehler an, eine so gewaltige Aufgabe überhaupt einem privaten Konsortium anzuvertrauen. Das seit Jahrzehnten kontaminierte Gelände in Sellafield aufzuräumen, zu reinigen und die Rest- und Abfallstoffe verantwortungsvoll und sicher zu entsorgen, soll künftig allein in Händen der Nuclear Decommissoning Authority (NDA) liegen, der zur Entsorgung nuklearer Abfälle eigens geschaffenen Behörde. Die NDA soll zugleich auch die Kosten kontrollieren, die für den Zeitraum von 120 Jahren auf rund 80 bis 90 Mrd. Pfund, oder umgerechnet 103 bis 116 Mrd. Euro, veranschlagt sind.
In Sellafield, auf dem Gelände einer früheren Munitionsfabrik im Nordwesten Englands an der Küste von Cumbria, arbeitete schon in den frühen 1950er Jahren der erste britische Kernreaktor, der zunächst Plutonium für Waffen produzierte. Als eine der großen Wiederaufarbeitungsanlagen für abgebrannte Brennstäbe aus den Kernkraftwerken in Großbritannien und aus anderen europäischen Ländern erlangte Sellafield eine Art Symbolcharakter für die Kernenergie. Um so heißer ist jetzt die Frage der Entsorgung. Ob der ganze Prozess wirtschaftlicher in staatlicher Regie abläuft, steht aber noch nicht fest. Vielleicht gibt es nach den britischen Wahlen im Mai − je nach deren Ausgang − wieder eine Wende zurück zu privaten Konsortien.
Von den Partnern im NMP-Konsortium gibt es kaum eine Reaktion darauf, dass sie sich die mit 500 000 Pfund, umgerechnet 646 000 Euro, relativ magere Abfindung für die Kündigung eines Kontrakts teilen müssen. Bisher verdienten die Partner jährlich mehr als 30 Mio. Pfund oder umgerechnet 39 Mio. Euro an dem Auftrag. Allein Areva hat pro Jahr bisher 15 Mio. Euro kassiert und betont jetzt: „Wir sind mit der Anlage in Sellafield vertraut, kennen die Herausforderungen und würden gern weiter unser Wissen dort zur Verfügung stellen.“ Zudem sei ein weiteres Konsortium, das aus Areva und den beiden britischen Partnern WB Atkins sowie Mace besteht, nicht von der Kündigung betroffen, sondern baue weiter an einer neuen Anlage zur Behandlung nuklearer Abfälle.

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Januar 14, 2015

Katharina Otzen

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