"Wir sind im Moment an einem Scheideweg, wo wir wirklich nachdenken müssen über den nächsten Schritt der Energiewende", sagte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe 2. Oktober). Nach Einschätzung Seehofers seien viele der im Netzausbauplan aufgeführten Stromleitungsprojekte nicht notwendig. „Der Automatismus der Vergangenheit, wir bauen erneuerbare Energien überall aus und hängen dann alles mit Netzen zusammen, ist schwer ins Wackeln gekommen“, sagte Seehofer. Es gehe ihm um den Schutz der Natur und der Geldbeutel, sagte Seehofer und verlangte, die Pläne zum Netzausbau grundlegend zu überdenken.  Offenbar will der bayerische Ministerpräsident Bayern mit neuen Gaskraftwerken unabhängig machen. Dies wolle er in Berlin mit der Koalition diskutieren.

Um Versorgungsengpässe im Süden Deutschlands zu vermeiden und überschüssigen Windstrom aus dem Norden abzutransportieren, waren bislang zwei neue Stromtrassen nach Bayern vorgesehen. Die Trasse Suedlink soll von der Küste nach Grafenrheinfeld führen, zudem sollte eine Leitung von Sachsen-Anhalt bis in den Großraum Augsburg errichtet werden. Bayern hatte dem Bau von Suedlink bisher zugestimmt, die zweite Leitung hatte CSU-Chef Seehofer bisher vor einigen Monaten abgelehnt und auf Änderungen beharrt. Nun macht Seehofer deutlich, dass es überhaupt keine Leitungen nach Bayern geben soll.

Die Äußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten stießen in anderen Bundesländern auf scharfe Kritik: "Seehofer verzockt die Versorgungssicherheit in Bayern, wenn er auf erneuerbare Energien verzichten will", sagte da der Energieminister von Schleswig-Holstein, Robert Habeck der dpa: "Seehofers Alternative ist offenbar entweder Putin oder Fracking", kritisierte Habeck. Oder er stelle den Atomausstieg infrage. Die CSU sei die wahre Dagegen-Partei bei notwendiger Infrastrukturpolitik.