Montag, 27. Oktober 2014

Industrie kritisiert weiter Belastungen

 

Bild: Fotolia.com, caruso13 n 

Der VIK, der Verband der energieintensiven Industrie, ist zwar zufrieden mit der im Zuge EEG-Reform erreichten Verlängerung der Strompreisermäßigung für Industriebetriebe, fürchtet jedoch weiter steigende Belastungen durch das EEG und die angekündigte Reform des Emissionshandels. Er sei zufrieden, dass es bei der EEG-Reform im Sommer gelungen sei, „den Wert der Industrie für unsere Gesellschaft deutlich zu machen“ und die besondere Ausgleichsregelung für energieintensive Betriebe zu erhalten, erklärte der neue VIK-Vorstandsvorsitzende Roland Mohr bei der Jahrestagung des Verbandes am 23. Oktober in Berlin. Mit der EEG-Novelle seien für die kommenden drei Jahre europakompatible Elemente zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit großer Energiekunden verankert worden, so der Verbandschef weiter. Allerdings würden die EEG-Belastungen der Unternehmen deutlich steigen. Auch die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) werde zusätzlich belastet und in ihrer Wirtschaftlichkeit geschwächt, kritisierte Mohr. Das gültige politische Ziel, bis 2020 auf einen KWK-Anteil an der Stromversorgung von 25 Prozent zu kommen, hält der VIK für „derzeit völlig unrealistisch.“ Ebenso wie das aktuelle KWK-Gutachten von Prognos hält es der Verband für kaum erreichbar, den KWK-Anteil innerhalb von sieben Jahren um 40 Prozent zu steigern, was nötig wäre, um das Ziel zu erreichen. „Im Moment baut niemand, der rechnen kann.“ Erschwerend komme hinzu, „dass in der anstehenden KWK-Novelle nicht einmal die Zusatzbelastungen aus dem neuen EEG für die Industrie kompensiert werden sollen“, kritisierte Mohr. Der VIK fordert dagegen eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation von KWK-Anlagen im Zuge der angekündigten Novellierung des KWK-Gesetzes. Als weiteren Kostentreiber sieht Mohr die europäischen Planungen, den CO2-Preis durch künstliche Verknappung der CO2-Zertifikate nach oben zu treiben. Die direkten und indirekten Konsequenzen für die Unternehmen am Standort Europa wären beträchtlich, so der VIK. Die Carbon Leakage-Gefahr – die Produktionsverlagerung in weniger rigide agierende Regionen der Welt – steige mit zunehmendem CO2-Preis bei gleichzeitig reduzierter freier CO2-Zertifikate-Zuteilung.

Strompreisanstieg durch Emissionshandelsreform

Vor dem Hintergrund dieser absehbaren Entwicklung befürchtet der Verband einen Strompreisanstieg von 1 bis 1,2 Euro/MWh für jeden Euro, um den ein Zertifikat für eine Tonne CO2 teurer wird. Nach Berechnungen des VIK würde demnach bei einem CO2-Preis von 30 Euro/t im Jahr 2030 würde der Strompreis um rund 30 Euro/MWh steigen, was die Stromkosten der Industrie um insgesamt 25 Euro/MWh erhöhen würde. Zur Debatte über das künftige Strommarktdesign und die Einführung von Kapazitätsmechanismen äußerte sich der neue VIK-Vorsitzende eher zurückhaltend. Er wolle „erst einmal schauen, was notwendig ist“, meinte Mohr. Die bestehenden Kraftwerkskapazitäten seien aller Voraussicht nach ausreichend, so dass der Markt noch einige Jahre ohne additive Kapazitätsmechanismen auskommen könne. Sollte es jedoch absehbar zu Kapazitätsengpässen kommen, könnte das bestehende System der Netzreserve zunächst entsprechend weiterentwickelt werden, so der Verbandschef. Auch Rainer Baake blieb beim Thema Kapazitätsmarkt reserviert. Ein nationaler Kapazitätsmarkt in einem europäischen Binnenmarkt sei nicht sinnvoll, so der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. „Ich setze ganz stark auf europäische Lösungen“, sagte er. Da ist er mit dem VIK durchaus auf einer Linie. In Zeiten einer immer stärker werdenden Internationalisierung der Wirtschaft dürfe deutsche Energiepolitik nicht im nationalstaatlichen Klein-Klein verharren und damit die Position der eigenen Industrie schwächen, meinte Mohr.

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Energie & Management

Oktober 23, 2014

Peter Focht

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