Mittwoch, 18. Juni 2014

VKU-Studie: Dezentraler Leistungsmarkt zahlt sich mittelfristig aus

Bild: Fotolia.com, Ralf Urner










Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sieht sein Eintreten für einen Kapazitätsmechanismus in Form eines dezentralen Leistungsmarktes durch ein Gutachten bestätigt.Kurzfristig höhere Kosten, aber danach deutlich geringere Systemkosten – damit brächte die Einführung eines Marktes für gesicherte Leistung neben der Versorgungssicherheit auch volkswirtschaftlich Vorteile. Das hat ein Gutachten der Beratungsfirma Enervis im Auftrag des VKU ergeben, das am 17. Juni in Berlin vorgestellt wurde. „Ein Leistungsmarkt liefert stabile Preissignale für die Bereitstellung von elektrischer Leistung. Da dadurch hohe und häufige Knappheitspreise im Energy-Only-Markt verhindert und Systemkosten verstetigt werden, wird das Gesamtsystem mittel- und langfristig nicht teurer als der Energy-Only-Markt und schafft Versorgungssicherheit in einem marktlichen System, das ohne Subventionen auskommt“, erläutert der VKU-Vizepräsident und Vorstandsvorsitzende der WSW Energie und Wasser AG, Andreas Feicht.

24 bis 27 Mrd. Euro Systemkostenvorteile

Laut der Studie, in der ein Niedrigpreis- und ein Hochpreisszenario untersucht wurden, kämen in den ersten Jahren zwar Kosten von 12 bis 26 Mrd. Euro zustande. Im Gegenzug würden aber Systemknappheiten mit den entsprechenden Preisspitzen und Nettoimporte vermieden, insgesamt ein Kostenvolumen von 39 bis 50 Mrd. Euro. Je nach Szenario liegen die Systemkostenvorteile im Zeitraum 2014 bis 2034 bei 27 Mrd. Euro (2,3 Euro/MWh) oder bei 24 Mrd. Euro (2,1 Euro/MWh). Das Erzeugungssystem werde also in seiner Gesamtheit effizienter. „Schon ab 2018 überwiegen die positiven Effekte“, betont Enervis-Berater Julius Ecke. Die Verbraucher würden durch den Leistungsmarkt zwar um 65 bis 89 Mrd. Euro, verteilt auf 20 Jahre, belastet. Im Gegenzug profitierten sie aber deutlich von gedämpften Strompreisen (Volumen 106 bis114 Mrd. Euro), so dass sich laut den Berechnungen in Summe eine Nettoentlastung um 25 bis 41 Mrd. Euro ergibt. Die Belastung für einen typischen Haushaltskunden mit einem Verbrauch von 3 500 kWh/a läge demnach jährlich bei rund 20 bis 27 Euro. Durch die überwiegende Dämpfung der Strompreise ergebe sich jedoch eine Nettoentlastung gegenüber der Fortführung des bisherigen Systems um rund 8 bis 12 Euro pro Jahr. Allerdings, so räumt Ecke ein, gebe es dafür keine Garantie, denn es sei natürlich „relevant“, ob die Kostenvorteile von den Versorgern weiter gegeben würden.
Für Wirtschaftlichkeit des Neubaus muss der CO2-Preis steigen
Würde der Leistungsmarkt ausreichen, um Kraftwerks-Neuinvestitionen wieder wirtschaftlich zu machen und damit anzureizen? Die Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke werde durch den Leistungsmarkt „zeitlich vergleichmäßigt“, sagt Ecke. Doch „spielt hier auch das Thema CO2-Preis eine Riesenrolle“, verdeutlicht VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck. Der Reform des Emmissionshandels komme daher große Bedeutung zu, weshalb die Bundesregierung sich auch für die komplette Herausnahme der 900 Millionen backgeloadeten Zertifikate einsetze. Für die Frage des Kapazitätsmarktes mahnt der VKU „zügige“ Entscheidungen der Politik an. Die Kraftwerksbetreiber, so betont Feicht, trügen bei den heutigen Strompreisen von rund 35 Euro/MWh für Baseload die Kosten der Versorgungssicherheit „und werden nicht auf Dauer bereit sein, das zu tun“. Beim VKU ist man überzeugt davon, dass zum Ausgleich der fluktuierenden Solar- und Windenergie noch auf Jahrzehnte hinaus 70 bis 80 GW an Backup-Leistung gebraucht werden. „Die erneuerbaren Energien erfordern einen Kapazitätsmarkt“, sagt Feicht. Zwar könnten Speicher und auch Systemsicherheit durch Erneuerbare eine Rolle spielen, „aber nach allem, was man weiß, werden es wahrscheinlich konventionelle Kraftwerke sein“, die die Versorgungssicherheit gewährleisten. Um Neuinvestitionen in ab 2020 benötigten Kraftwerkskapazitäten abzusichern, müsse jetzt der Ordnungsrahmen geschaffen werden. „Die alte Regierungskolaition hat das Thema schlichtweg verpennt“, meint Reck, der sich froh darüber zeigt, dass Bundesenergieminister Sigmar Gabriel sich nun offen für das Thema zeigt und auch Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann fordert, über einen Kapazitätsmarkt zu diskutieren. „Unser Gutachten soll die Grundlagen, auf denen die Debatte geführt wird, verfestigen, damit alsbald eine tragfähige Lösung gefunden werden kann, die dazu führt, dass im Erzeugungsmarkt endlich Investitionen angereizt werden.“ Laut einer Umfrage des VKU haben 67 % der Unternehmen Planungen zum konventionellen Kraftwerkspark zurückgestellt oder aufgegeben. Bleibt die Frage, ob ein nationaler Kapazitätsmarkt angesichts des EU-Energiebinnenmarktes Sinn macht. Enervis-Berater Ecke weist darauf hin, man habe den grenzüberschreitenden Handel in die Studie einbezogen. Feicht betont, das Leistungsmarkt-Modell sei europakompatibel und verweist auf Frankreich, Italien und Großbritannien, wo Kapazitätsmärkte eingeführt werden.
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Juni 17, 2014
Angelika Nikionok-Ehrlich
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